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Einmal zum Zenit und wieder zurück
Knappe 32 Monate gab es den European Championtitel beim Unforgiven PPV, als D-Lo Brown vierfacher Champion wurde. Zahlreiche dämliche Titelwechsel, einmal war der Gürtel gar ganz eingestampft. Champions wurden Non-Wrestler, ehemalige Schweinebauern und sogar Mark Henry. Und Europa? Wen kümmerte Europa? Seit dem ersten Titelwechsel zwei Jahre zuvor hatte nie wieder ein Europäer auch nur im Ansatz Hand an den Gürtel seines Kontinents angelegt. Im Oktober 1999 bereitete der Urvater des European Championships diesem Trauerspiel endlich ein Ende. Nach seiner Post-Montreal-Karriere bei World Championship Wrestling kehrte der British Bulldog in seine alte Heimat zurück und zerstörte als eine seiner ersten Amtstaten D-Lo Brown bei Smackdown, um den Titel, den er knappe zweieinhalb Jahre zuvor als erster gewonnen hatte wieder zurück in seine europäische Heimat zu holen.
Alles schien wieder gut zu sein, alles war wieder so wie es einmal war. Auf dem Papier zumindest, denn irgendwie wollte das Publikum den zurückgekehrten Bulldog nicht mehr so annehmen, wie vor seinem Wechsel ins Turnerland. Eine neue Musik half da ebenso wenig wie ein neues Image und ein neues Outfit. Dennoch ließ man Davey Boy Smith mit ganzen zwei Monaten die längste Titelregentschaft seit Shane McMahon führen sofern man diese denn mitzählen mag. Val Venis war es schließlich, der den Gürtel zurück auf den Nordamerikanischen Kontinent holen konnte. Beim letzten PPV des Jahrtausends Armaggeddon trat Venis neben dem europäischen Urgestein D-Lo Brown in einem Triple Threat Match als Herausforderer gegen den British Bulldog an und durfte sich nach seinem Sieg fortan European Champion nennen. Er war es schließlich auch, der den Gürtel ins neue Jahrtausend tragen durfte und so bedeutungslos der Gürtel damals auch schon war verglichen mit dem Status des Val Venis von heute, war das damals das Hoch aller Gefühle.
Kurz vor der Jahrtausendwende debütierte ein Mann bei der World Wrestling Federation, der als erster olympischer Goldmedaillengewinner in der WWF angekündigt wurde. Sein Name war Kurt Angle und er kämpfte sich zunächst durch die Midcard der Liga, ohne großes Aufsehen, ohne große Storylines, aber schon mit sehr schönen Heel-Reaktionen des Publikums. Am Ende sollte sein erstes Jahr bei der Liga das erfolgreichste erste Jahr eines Wrestlers in der Geschichte der Liga werden und den Anfang seines Triumphzuges machte Angle, indem er Val Venis im Februar 2000 bei einer Smackdown-Ausgabe besiegte und mit dem European Title seinen ersten Gürtel bei der WWF gewann. Das Potential des olympischen Helden erkannte man sofort und so kam es, dass er kurze Zeit später auch noch den Intercontinental Title gewann und damit nach D-Lo Brown der zweite Mann war, der beide Midcard-Titel zum gleichen Zeitpunkt hielt. Bei WrestleMania 2000 kam es schließlich zum bisherigen wrestlerischen Höhepunkt der Geschichte des European Championships, als Kurt Angle in einem 2-Falls-Triple-Threat-Match beide Gürtel gegen Chris Benoit und Chris Jericho verteidigen musste. Was für ein Kampf. In Fall 1 verlor Angle den Intercontinental Title an Benoit, nachdem dieser Jericho bezwang, Fall 2 und damit auch der European Title gingen an Jericho nach einem Sieg über Benoit. Kurt Angle verlor somit beide Gürtel an einem Abend, ohne auch nur einmal gepinnt worden zu sein. Eine harte Nummer, aber mit Chris Jericho hatte man einen mehr als würdigen Nachfolger Angle’s gefunden.
Wenngleich Jerichos Listung in diesem Zusammenhang auch nur reine Formsache ist, da seine Regentschaft mal gerade einen Tag lang hielt. Doch auch dieses Mal machte der Gürtel durch seinen Wechsel zum neuen Titelträger keinen Rückschritt, was seinen Halter angeht denn mit Eddie Guerrero stand nach Venis, Angle und Jericho bereits der vierte würdige Champion bereit. Und mit Eddie schien man das richtig ernst zu meinen, schließlich hielt er den Gürtel länger als jeder Mann vor ihm wenn man die erste verteidigungsfreie Regentschaft des British Bulldog mal außer acht lässt. Über drei Monate gab man Guerrero, um dem Gürtel durch Charisma und wrestlerische Wohltaten wieder mehr Glanz zu verleihen. Im Zuge der Radikalz-Split-Storyline kam es nach den besagten dreieinhalb Monaten zum Titelkampf zwischen den früheren Kumpanen Eddie Guerrero und Perry Saturn. Saturn war stets der am wenigsten gepushte unter den Radicalz und auch wenn er mit Guerrero einen der ganz großen besiegte, bedeutete dieser Titelwechsel nicht mehr als die Überschreitung des Höhepunktes des European Championships. Nach einem tollen halben Jahr mit großartigen Champions, war der Gürtel ohne Saturn’s absolut vorhandenen Fähigkeiten demontieren zu wollen wieder da angekommen, wo er her kam: In der Lower Midcard.
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